Donnerstag, 2. Juli - abends

Der letzte Abend der Borromeaum-Sommerakademie sollte ein ganz besonderer werden: Nachdem der Tag sich bereits als sehr interessant aber auch fordernd erwiesen hatte, fand der abendliche Impuls nicht wie an den vorherigen Tagen in der hauseigenen Kapelle statt, sondern wurde in die Petrikirche verlagert. Dort angekommen stellten Hendrik, seines Zeichens Gitarrist und Gruppenleiter einer weiteren Bezugsgruppe, die Cellistin Paulina und ich, der Pianist, fest, dass der Flügel abgeschlossen und ein Schlüssel nicht aufzufinden war. Nach einer kurzen Phase der Resignation fand glücklicherweise Regens und Akademieleiter Hartmut Niehues den Schlüssel und sicherte somit den nicht nur klanglich eindrucksvollsten Impuls der gesamten Akademie.

Nach Beendigung des atmosphärisch intensiven und besinnlichen Impulses lag unser Ziel nun in schwindelerregenden Höhen. Die Gruppe wurde aufgeteilt und während es zwei der insgesamt drei Bezugsgruppen zur Lambertikirche zog, nahm sich die andere Gruppe die Überwasserkirche vor. Nach 298 Stufen erreichten 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zwei Gruppenleiter und Herr Niehues, der überraschenderweise im Kontrast zum Gros der AkademieteilnehmerInnen (in einem Seminar eruierten wir noch, dass es keine „verweichlichte Jugend“ gäbe...) keinerlei Erschöpfungsanzeichen zeigte, den höchsten begehbaren Ort Münsters. Wer aufmerksam gelesen hat, wird bemerkt haben, dass der Akademieleitung nicht nur unsere geistige Förderung, sondern auch unsere körperliche Ertüchtigung am Herzen lag.

Mit einem Snackwagen im Gepäck, der freundlicherweise von unserer sportlichen Bezugsruppenleiterin und Borromaeums-Bewohnerin Sophie gezogen wurde, ging es für die wieder vereinte Gesamtgruppe zum Schlossplatz, wo wir ein deliziöses Picknick zu uns nahmen, während in den Bezugsgruppen Musik gemacht / gehört, Wikingerschach gespielt, Yoga laienhaft nachgeahmt und dezidiert über selbstverständlich nicht minder ernsthafte Themen als in den Seminaren diskutiert wurde. Nachdem unsere Bezugsgruppe durch natürliches Düngen mit Traubenstrunken, die sich komischerweise in der Nähe der anderen Bezugsgruppen befanden, nachhaltig den Grasbestand des Schlossplatzes sicherte, festigten wir unseren Gruppenzusammenhalt, indem wir (vor 22:00 Uhr) auf dem Rückweg zum BORROMAEUM lauthals diverse Lieder sangen, wobei die klangliche Schönheit der konsonanten Erststimme durch mindestens fünf weitere, mehr oder weniger dissonante Zweitstimmen erweitert wurde. Unter den zum Besten gegebenen Stücken fanden sich auch kirchliche, die wir bereits aus den morgend- und abendlichen Impulsen kannten. Somit wurde also nicht nur der Fortbestand der Natur, sondern auch der der Kirche gesichert.

Heiser angekommen setzten wir den Abend in bester Stimmung in den jeweiligen Gruppenräumen fort, wo meine Bezugsgruppe unter Leitung von Sophie noch um zwei Uhr nachts respektable Diskussionen mit zwei Priesterkadidaten leisteten.

Zusammenfassend war der letzte Abend ein fulminanter Abschluss einer in jeder Hinsicht bereichernden Akademie, die von anspruchsvollen aber gleichzeitig lehrreichen Seminaren, kompetenten Leitern, einem durchdachten Konzept und einzigartigen Persönlichkeiten zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht wurde!

Von Tom Julius.