Dienstag, 30. Juni - Abends

Auslandsjahr - Im Dienste der Welt?

Nach einer längeren freien Zeit am Nachmittag, die wir in den Bezugsgruppen nutzten, um Münster besser kennenzulernen, gab es wie jeden Tag ein reichhaltiges Abendessen. Im Anschluss daran stieß Anushan Kanagarasa zu uns. Der Student und leidenschaftliche Gitarrist berichtete uns begeistert von seinem Auslandsjahr in Ghana, welches das Bistum Münster ihm ermöglichte. Zu Beginn stellte er sich und das Land Ghana mit all seinen Besonderheiten vor. Wir erfuhren etwas über die sprachliche Vielfalt, die geographische Situation und das Klima des Landes. Im Anschluss berichtete er uns Schritt für Schritt Näheres über seine Erfahrungen in Ghana.

Alles begann mit seiner Bewerbung, die er bis zum 15. Oktober des Vorjahres (diese Frist gilt jedes Jahr) einreichte. Im März und April standen insgesamt 3 Vorbereitungstermine an. Bei den Terminen wurde man so gut wie möglich mit den Gegebenheiten im „fremden“ Land bekannt gemacht und lernte bereits die „Mitstreiter“ kennen, denn pro Ort sind zwei bis vier Freiwillige tätig.

Im Sommer war es dann soweit. Anushan flog mit drei weiteren Freiwilligen nach Ghana. In Ghana lebte er in einer Art Herbergen-Center. Die Freiwilligen wohnten dort gemeinsam in einem Haus, welches neben einem großen Zimmer mit eigenem Bad für jeden Einzelnen auch über einen gemeinsamen Aufenthaltsraum verfügte. Aufgrund der Tatsache, dass sie von der Küche der Herberge mitversorgt wurden, konnten sie die ghanaische Küche kennen lernen. Seine Woche verbrachte Anushan damit, dass er mit einem seiner drei „Mitstreiter“ an zwei der vier nahe gelegenen Schule Förderunterricht gab. Unter dem Namen „Career guidance community Project“ lehrten sie die Schüler grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Rechnen und Schreiben. Zudem war es ihnen eine Aufgabe die Schüler für die Schule zu begeistern, um die Zahl der Schulabbrecher zu senken. An Nachmittagen und Wochenenden nutze Anushan die Zeit, um die Kultur und das fremde Land zu erkunden.

Neben der Möglichkeit den Menschen in einem fremden Land aktiv zu helfen, gibt es zwei Hauptgründe, warum er ein Auslandsjahr empfehlen kann: Zum einen war es für ihn eine großartige Möglichkeit die Zeit zu nutzen, um zu sich selbst zu finden (Wer bin ich?), sein Leben zu reflektieren (Was ist mir wichtig?) und die Zeit als Entschleunigung im europäischen Streben nach "höher, besser, weiter" zu nutzen. Zum anderen brach er aus seiner Komfortzone heraus und konnte einen Blick über den Tellerrand wagen (andere Kultur kennenlernen und in einem ganz anderen Umfeld leben). Besonders in Erinnerung ist ihm die enorme Gastfreundschaft der Ghanaer geblieben. Fremde wurden stets herzlichst empfangen.

Anushan machte immer wieder deutlich, dass er mit dem Bistum Münster als Organisator sehr zufrieden war und diesen nur empfehlen kann. Von Freiwilligen anderer Organisationen ist ihm immer wieder zu Ohren gedrungen, dass sich nicht genug um sie gekümmert wurde. Das Bistum bietet die Möglichkeit als Freiwilliger in verschiedenen Ländern aktiv zu werden.

Nach dem bereichernden Vortrag von Anushan (Danke dafür!) ging es für uns alle in die Kapelle zum Abendimpuls. Das Thema war „Jesus – Wo bist du, wenn ich dich wirklich brauche?“. Passend zum Thema entzündete jeder eine Kerze für eine Situation, in der er am Glauben zweifelte, sodass ein sensationelles Bild auf dem Altar entstand. Im Anschluss trafen wir uns noch in den Bezugsgruppen, um den Abend im gemütlichen Rahmen ausklingen zu lassen.

Von Henry Linus